Im Bereich der nachhaltigen Architektur ist nicht nur der Neubau von Gebäuden von Bedeutung – auch Bestandsgebäude rücken zunehmend in den Fokus. Mit der Einführung von BREEAM DE Bestand Version 6.1 wird ein wichtiger Schritt hin zu nachhaltigeren Bestandsgebäuden gemacht. Besonders hervorzuheben ist die Integration der EU-Taxonomie-Kriterien in dieses Zertifizierungssystem. Doch was bedeutet das für die Immobilienbranche, und wie können Eigentümer und Investoren davon profitieren? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Neuerungen und deren Auswirkungen.
1. Was ist die EU-Taxonomie und warum ist sie wichtig?
Die EU-Taxonomie ist ein Klassifikationsrahmen, den die Europäische Union entwickelt hat, um nachhaltige wirtschaftliche Tätigkeiten eindeutig zu definieren und zu fördern. Ziel ist es, Investoren eine klare Orientierung zu bieten, damit diese gezielt in umweltfreundliche und nachhaltige Projekte investieren können. Besonders im Gebäudesektor ist die Taxonomie von Bedeutung, da sie festlegt, welche Gebäude und Aktivitäten als nachhaltig gelten – und welche nicht.
Die EU-Taxonomie für nachhaltige Finanzen liefert Investoren eine fundierte Grundlage für strategische Entscheidungen und trägt zur Schaffung eines transparenteren Marktes für nachhaltige Investitionen bei. Gebäude werden künftig nicht nur nach Aspekten wie Energieeffizienz und Ressourcennutzung bewertet, sondern auch danach, in welchem Maße sie zu den Umweltzielen der EU beitragen – etwa durch die Reduzierung von COâ‚‚-Emissionen und die Förderung eines ressourcenschonenden Kreislaufsystems.
2. BREEAM DE Bestand 6.1: Integration der EU-Taxonomie-Kriterien
Mit der Version 6.1 von BREEAM DE Bestand wird ein neuer Standard gesetzt, indem erstmals spezifische Anforderungen der EU-Taxonomie berücksichtigt werden. Diese überarbeitete Version des Zertifizierungssystems umfasst nicht nur klassische Themen wie Energieverbrauch und Ressourcenschonung, sondern stellt sicher, dass Gebäude aktiv zur Erreichung der Klima- und Umweltziele der EU beitragen.
Die BREEAM-Zertifizierungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden an die EU-Taxonomie angepasst, die den Klimawandel betrifft – sowohl in Bezug auf die Minderung als auch auf die Anpassung an den Klimawandel. Laut EU-Taxonomie müssen Gebäude sechs wesentliche Umweltziele erreichen, um als nachhaltig anerkannt zu werden:
- Klimaschutz: Reduzierung von COâ‚‚-Emissionen und Förderung der Klimaresilienz.
- Nachhaltige Ressourcennutzung: Einsatz von recycelten Materialien und Verbesserung der Abfallwirtschaft.
- Schutz der Wasserressourcen: Verwendung effizienter Technologien zur Reduktion des Wasserverbrauchs.
- Förderung einer Kreislaufwirtschaft: Unterstützung von Recycling und Wiederverwendung von Materialien.
- Vermeidung von Umweltverschmutzung: Minimierung von Emissionen und Abfällen, die die Umwelt belasten.
- Schutz der biologischen Vielfalt: Sicherstellung, dass Gebäude keine negativen Auswirkungen auf die Biodiversität haben.
Für Bestandsgebäude bedeutet dies, dass sie nicht nur die klassischen Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllen müssen, sondern auch nachweisen sollten, dass sie aktiv zur Verwirklichung dieser Umweltziele beitragen. Das umfasst sowohl Maßnahmen zur energetischen Sanierung als auch zur Nutzung nachhaltiger Materialien und zur Ressourcenschonung.
Die Anforderungen basieren auf der EU-Taxonomie für nachhaltige Finanzen und beziehen sich auf die Anhänge I und II. Diese gehen über den Rahmen eines typischen Green-Building-Zertifikats hinaus und beinhalten zusätzliche Mindestgarantien, die laut § 18 der EU-Taxonomie 2020/852 in Verbindung mit den OECD-Leitsätzen und den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte nicht Teil des BREEAM-Zertifizierungsprozesses sind.
3. EU-Taxonomie-Anforderungen in BREEAM DE Bestand 6.1
Einige Anforderungen der EU-Taxonomie wirken sich konkret auf Kategorien und Kriterien im BREEAM DE Bestand-Zertifizierungssystem aus. Um eine Zertifizierung zu erhalten, müssen Bestandsgebäude diese spezifischen Anforderungen erfüllen:
- Energie
- Ene 04 – Luftdurchlässigkeit der Gebäudehülle
- Ene 12 – Bewertung der lokalen Gebäudeenergieleistung
- Ene 19-21 – Betriebsenergierechner
- Ene 22 – Energiebewertung
- Ene 23 – Energieverbrauchsmeldung
- Materialien
- Rsc 03 – Ressourcenkatalog
- Widerstandsfähigkeit
- Rsl 01 – Hochwasserrisiko
- Rsl 06 – Notfallplan und klimawandelbedingte Risiken
- Emissionen
- Pol 02 – Lagerung von Chemikalien
Ab dem 01.10.2024 wird die aktualisierte Version 6.1 von BREEAM DE/AT/CH, die die EU-Taxonomie-Anforderungen berücksichtigt, im BREEAM Online-Tool verfügbar sein.
4. Vorteile der BREEAM DE Bestand 6.1-Zertifizierung unter Berücksichtigung der EU-Taxonomie
Die Berücksichtigung der EU-Taxonomie in BREEAM DE Bestand bringt für Immobilienbesitzer und Investoren zahlreiche Vorteile:
- Erhöhung des Marktwerts: Gebäude, die nachhaltig zertifiziert sind, sind nicht nur ökologisch vorteilhaft, sondern auch finanziell wertvoller. Eine BREEAM-Zertifizierung, die die Anforderungen der EU-Taxonomie erfüllt, steigert die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt.
- Zugang zu grünen Finanzierungsoptionen: Eine Zertifizierung nach BREEAM DE, die die EU-Taxonomie berücksichtigt, erleichtert den Zugang zu grünen Finanzierungen und Förderprogrammen.
- Erfüllung zukünftiger gesetzlicher Vorgaben: Es wird erwartet, dass in Zukunft gesetzliche Anforderungen direkt an die EU-Taxonomie-Kriterien gekoppelt werden. Eine BREEAM-Zertifizierung ist daher auch hinsichtlich zukünftiger gesetzlicher Entwicklungen von Bedeutung.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass einige Anforderungen der EU-Taxonomie nicht Teil des BREEAM-Bewertungsprozesses sind und separat betrachtet und bewertet werden müssen.
5. Fazit: Ein Schritt in die Zukunft der Nachhaltigkeit
Mit der Version 6.1 von BREEAM DE Bestand wird ein entscheidender Schritt in Richtung nachhaltiger Bestandsgebäude gemacht. Die Integration der EU-Taxonomie-Kriterien schafft sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile für Gebäude und deren Eigentümer. Bestandsgebäude, die die neuen Anforderungen erfüllen, können sich als zukunftssichere und nachhaltige Immobilien positionieren.
Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Sie Ihr Bestandsgebäude nachhaltig zertifizieren lassen können? Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung und starten Sie Ihr Projekt in eine nachhaltige Zukunft.