LEED v4.1

LEED v4.1 wurde bereits im Januar 2019 eingeführt, ist aber immer noch nicht so weit verbreitet wie LEED v4. Dies liegt vor allem an der allgemeinen Sorge, dass die neue Version mit höheren Anforderungen einhergeht. Während dies für einige Credits zutrifft, enthält LEED v4.1 auch mehrere Änderungen, die es tatsächlich einfacher machen, eine LEED-Zertifizierung zu erhalten, und die erforderlichen Kosten und Zeit reduzieren. Die Vor- und Nachteile variieren jedoch zwischen verschiedenen Zertifizierungssystemen, und die Entscheidung zwischen v4 und v4.1 ist für jedes Bewertungssystemen getrennt zu treffen. Dieser Artikel konzentriert sich auf die wichtigsten Unterschiede zwischen v4 und v4.1 für die Bewertungssysteme LEED Existing Buildings: Operation & Maintenance (LEED EBOM) und LEED BD+C oder ID+C. Wir werden auch über unsere Erfahrungen und Erkenntnisse aus unseren v4.1-Projekten berichten.

Vergleich von v4.1 für Bewertungssysteme EBOM und BD+C / ID+C

LEED EBOM v4.1 verwendet die ARC-Plattform mit dem Ziel eines daten- und leistungsorientierten Zertifizierungssystem. Wenn Sie Ihr Projekt bereits im ENERGY STAR Portfolio Manager benchmarken, können Sie den ARC-Account für Wasser- und Energieverbrauch einfach verknüpfen und die Daten werden automatisch übertragen. LEED EBOM v4.1 vergibt eine maximale Punktzahl von 100, wobei auch 10 Mindestanforderungen erfüllt sein müssen. Zehn Zusatzpunkte können erreicht werden, wenn Kriterien, die in Abhängigkeit von der Lage des Projektes festgelegt sind, erreicht werden. Wurde die Immobilie mit LEED BD+C- oder ID+C-Systems zertifiziert , werden alle 10 Zusatzpunkte automatisch für die LEED EBOM v4.1-Zertifizierung angerechnet. Die verbleibenden 90 Punkte basieren auf den unten aufgeführten fünf  Daten und Leistungskriterien:

• Energie: Energieverbrauch der letzten 12 Monate – Daten werden manuell auf der ARC-Plattform eingegeben oder automatisch ausgefüllt, wenn eine Verbindung zum Portfolio-Manager besteht
• Wasser: Wasserverbrauch der letzten 12 Monate – Daten werden manuell auf der ARC-Plattform eingegeben oder automatisch ausgefüllt, wenn eine Verbindung zum Portfolio-Manager besteht
• Abfall: Abfall, der auf der Grundlage von mindestens einer Abfallstromprüfung erzeugt und umgeleitet wird
• Transport: THG-Emissionen durch pendelnde Insassen basierend auf einer Insassenbefragung
• Menschliche Erfahrung: Überwachen Sie die Messwerte der Raumluftqualität (CO2 / TVOC) und führen Sie mindestens eine Bewohnerbefragung durch

Nach Erhalt der LEED-Zertifizierung müssen Sie weiterhin Leistungsdaten einreichen und dokumentieren, um die LEED-Zertifizierung jährlich für mindestens drei Jahre zu aktualisieren. Nach drei Jahren ist eine Rezertifizierung erforderlich, wenn die Immobilie ihren Zertifizierungsstatus nicht verlieren möchte. Für LEED BD&C und ID&C v4.1 sind die Änderungen nicht so offensichtlich. Die Gesamtkategorien und der Dokumentationsprozess sind immer noch gleich. Es wird jedoch auf aktuellere Standards wie ASHRAE 90.1-2016 verwiesen.

Im Laufe seiner Geschichte war das USGBC sehr erfolgreich bei der Anpassung und Umsetzung von Rückmeldungen des Marktes in die nächsten LEED-Versionen – z. B. neue Systeme, die auf einzigartige Merkmale von Nutzungsarten wie Einzelhandel, Krankenhäuser, Rechenzentren oder Lebenszyklusanalysen eingehen. Mit v4 erkannte USGBC, dass einige Credits selten verfolgt wurden, und senkte die Schwellenwerte für einige von denen in v4.1. Die folgende Tabelle gruppiert die Gutschriften in drei Kategorien, je nachdem, wie oft sie für LEED BD+C v4 verwendet wurden.

Zu den reduzierten Schwellenwerten in der Kategorie Location and Transportation (LT) gehören die etwas geringere Anzahl von Fahrten, die für Punkte im öffentlichen Verkehr erforderlich sind, und die Verlängerung der Entfernung zum Fahrradabstellplatz. In der Kategorie „Sustainable Sites (SS)“ wurden die Schwellenwerte für den Anteil der Vegetationsfläche und der Regenwasserversickerung gesenkt. Die Kategorie Water Efficiency (WE) wurde hauptsächlich geändert, indem der frühere alternative Compliance-Pfad „kein Kühlturm“ als Standardpfad für v4.1 integriert wurde.

Neben der zuvor erwähnten Änderung von ASHRAE 90.1-2016 wurde der Renewable Energy Credit eingeführt, der die früheren Renewable Energy Production + Green Power und Carbon Offsets Credits kombiniert. Schließlich wurden wesentliche Änderungen in der Bauproduktdokumentation eingeführt, die es wesentlich einfacher machen, Punkte für Umweltproduktdeklarationen und emissionsarme Materialien zu erreichen.

Kundenreaktionen und unsere Erfahrung

Ein Kritikpunkt an LEED war immer, dass Treibhausgasemissionen (THG) im Zusammenhang mit dem Betrieb von Gebäuden nicht berücksichtigt werden und der Fokus nur auf den Energiekosten liegt. Wir haben von vielen Kunden gehört, dass sie die Änderung der Energiekennzahlen begrüßen, um sowohl die jährlichen Energiekosten als auch die Treibhausgasemissionen einzubeziehen. Dies ändert den HLK-Auswahlprozess und gibt einen stärkeren Fokus darauf, den Verbrauch fossiler Brennstoffe vor Ort zu eliminieren und ihn durch ein HLK-System zu ersetzen, das ausschließlich auf Strom basiert.

Da LEED jetzt auf ASHRAE 90.1-2016 verweist, entspricht es einigen staatlichen und lokalen Anforderungen oder ist ihnen sogar voraus. Dies wird von denjenigen geschätzt, die der Meinung sind, dass LEED nicht genug Druck ausübt. Die Mehrheit der Kunden ist sich jedoch bewusst, dass die Baseline von ASHRAE 90.1-2016 im Vergleich zu 90.1-2010 besser ist (im Durchschnitt ist sie je nach Gebäudetyp, Standort und anderen Faktoren um 16 % höher), wobei die größte Änderung der Baseline fällig ist zu deutlich reduzierten Leuchtleistungsdichten.

Die bei weitem am meisten geschätzte Tatsache bei zwei gleichzeitig verfügbaren Versionen ist die Möglichkeit, Credits „herauszupicken“. Um die Vertrautheit mit LEED v4.1 zu erhöhen, ermöglicht USGBC die Auswahl von LEED v4.1-Credits für eine v4-Zertifizierung, ohne dass das gesamte Projekt von v4 auf v4.1 umgestellt werden muss. Da einige Schwellenwerte weniger streng geworden sind, können Punkte, die in v4 nicht erreicht worden wären, in v4.1 erreicht werden. Basierend auf unserer Erfahrung kann die Verfolgung ausgewählter v4.1-Credits für eine v4-Zertifizierung je nach Nutzungsart und Standort leicht einen Unterschied von vier bis acht Punkten ausmachen. Das macht das „Rosinenpicken“ besonders interessant für Projekte, die Schwierigkeiten haben, die angestrebte Zertifizierungsstufe zu erreichen.

Für LEED EB OM sind die Hauptgründe für unsere Kunden, v.4.1 gegenüber v4 zu verwenden, die geringeren Auswirkungen auf Kosten und Zeit. Die meisten v4.1-Projekte können innerhalb von 3-6 Monaten zertifiziert werden, während v4-Projekte normalerweise 6-12 Monate dauern. Aufgrund der deutlich geringeren Anzahl erforderlicher Credits, 22 Credits für v4.1 im Vergleich zu 52 für v4, und einiger der kostspieligeren Credits wie dem Wegfall der Inbetriebnahme sind die Kostenauswirkungen für die meisten Projekte ebenfalls viel geringer.

Fazit und Ausblick

Einige Kunden möchten die Grenzen überschreiten und sich direkt für die LEED v4.1-Zertifizierung entscheiden. Die meisten Kunden sind sich jedoch der Auswirkungen der Zertifizierung auf ihr Projekt in Bezug auf Kosten und Zeitplan bewusst und bleiben für ihre LEED BD+C- oder ID+C-Projekte bei LEED v4, während sie selektiv einzelne v4.1-Gutschriften anstreben. Für LEED EB O+M bevorzugen fast alle unsere Kunden den schlankeren Ansatz von v4.1. Dieser Trend spiegelt sich in den Gesamtzahlen wider. Ab Februar 2021 sind 1.263 Projekte mit v4.1 registriert (ohne BD&C: Residential Single Family), und davon sind 892 mit EBOM und nur 237 mit BD+C oder ID+C registriert. Bei Zertifizierungen ist das Ungleichgewicht noch deutlicher. Von 339 zertifizierten Projekten (ohne BD+C: Residential Single Family) verwendeten 337 das Bewertungssystem EBOM.

Derzeit ist kein Datum festgelegt, ab dem v4.1 obligatorisch ist und v4 nicht mehr verwendet werden kann. Es wurde auch noch nicht offiziell kommuniziert, was der Plan für das System über v4.1 hinaus ist. Aber wenn Ihnen v4.1 nicht weit genug geht, können Sie immer LEED Zero anstreben.